„Dieses Jahr ist extreme Achterbahnfahrt“

Zweiter Lockdown ist für Brauereien des Landes enorme Herausforderung.
Wie viele andere Branchen leiden auch die Brauereien unter dem zweiten Lockdown. Denn seit die Gastronomie wieder zu hat, bleiben die Gerstensaftveredler auf ihrem Fassbier sitzen. Zwar trifft die zweite Schließung die Brauereien des Landes nicht ganz so überfallsartig wie im Frühjahr. Damals musste einiges an Fassbier weggeschüttet werden.
Rekordsommer
„Es ist eine extreme Achterbahnfahrt. Der Sommer war nach dem durchwachsenen Frühjahr sensationell. Das hat einiges kompensiert. Da haben wir schon das Gefühl gehabt, dass wir die Krise eigentlich überwunden haben. Die neuerliche Talfahrt trifft uns hart. Auch weil wir als kleine Brauerei sehr gastronomielastig sind“, erzählt Lukas Dorner, Geschäftsführer der Egger Brauerei. Die Gastronomie im Bregenzerwald hat gebrummt in diesem Sommer. Somit war der Bierumsatz rekordverdächtig. Und auch der Zuwachs im Handel konnte sich sehen lassen.
Keine Veranstaltungen
„Wir sind gastronomisch wie alle anderen wieder auf null. Es wird so oder so ein durchwachsener Winter werden, weil wir stark in den Skigebieten vertreten sind“, betont Wolfgang Siler von der Brauerei Fohrenburg. Im Handel hat man, wie auch alle andere Brauereien des Landes, massiv zugelegt. Aber das kompensiert nicht alles. Beim ersten Lockdown konnte man nicht das ganze Fassbier retten und musste einiges wegschütten. „Wir haben jetzt früher und schneller reagiert und die Fassbier-Produktion heruntergefahren.“ In der Produktion werden derzeit sogar Leute eingestellt. „Das hängt vor allem damit zusammen, dass wir auch andere Sachen abfüllen. Aber auf der Vertriebsseite sind wir teilweise auf Kurzarbeit“, ergänzt Siler. Vor allem auch weil es seit März keine großen Veranstaltungen mehr gibt. Auch bei Sportveranstaltungen sind keine Zuschauer mehr. Und wenn dann darf kein Bier ausgeschenkt werden. „Ich denke da an Altach, wo normaler Weise Tausende Zuschauer unser Bier trinken. Das alles trifft uns hart und schmälert unseren Gewinn.“
Ernste Lage
Auch Mohrenbräu durchlebt derzeit ein Wechselbad der Gefühle. „Durch das neuerliche Schließen der Gastronomie fallen auch Firmen- und Weihnachtsfeiern flach. Und das spüren wir jetzt natürlich stark. Zudem war der erste Lockdown im Frühjahr. Es war lange hell. Die Menschen waren viel im Freien und man hat im Garten mit Freunden und Nachbarn Bier getrunken. Das fällt jetzt komplett weg“, beschreibt Thomas Pachole von der Mohrenbrauerei den Ernst der Lage. Da vor allem der Bierverkauf über den Handel boomt, hat Mohrenbräu einen Zweischichtbetrieb in der Flaschenabfüllerei eingeführt. „Das ist eine Herausforderung. Denn die Strukturumstellung von Fass- auf Flaschenfüllung geht nicht von heute auf morgen.“ Auch Mohrenbräu musste im Frühjahr Fassbier vernichten. Noch ist niemand auf Kurzarbeit. Aber wahrscheinlich wird ein Teil der Belegschaft bald davon betroffen sein, wie Pachole ausführt.
Limonade
„Ruhig haben wir es derzeit“, sagt Kurt Michelis von der Frastanzer Brauerei. „Aber der Sommer war sehr gut. Die neue Limonade „Vo Üs“ ist super gelaufen und hat uns auf Trab gehalten. Zudem hatten wir auch drei gute Monate beim Bier“, so Michelis. Nach dem turbulenten Sommer mussten allerdings bereits im September diverse große Veranstaltungen abgesagt werden. Unter anderem auch das Frastanzer Bockbierfest, das laut Michelis das größte Bierfest im Land ist. Und dass dann im Oktober die Gastronomie um 22 Uhr schließen musste, hat Frastanzer Bier an die 35 Prozent des Umsatzes gekostet. Schankbier macht bei Frastanzer etwa ein Drittel des Umsatzes aus. „Alles in allem rechne ich mit minus 40 Prozent im November, was den Gesamtumsatz betrifft“, betont Michelis.